Unterwegs auf dem Pilgweg und unheimliche Verfolger abgeschüttelt 28.10.2021

Heute haben wir einen schönen Herbsttag mit Sonne. Es sind um die 20 Grad und die Blätter im Wald färben sich Bunt. Ich habe ein paar Tage Urlaub und möchte auf dem Pilgerweg Unterwegs sein. Es ist der Pilgerweg Loccum – Volkenroda. Ich bin bereits einmal komplett von Loccum bis Volkenroda gelaufen und habe jetzt vor nur Teilabschnitte zu laufen. Warum nur Teilabschnitte? Weil es um Geocaching am Pilgerweg geht und ich diese Geocaches finden möchte. Damit die Geocaches nicht gespoilert (verraten) und Muggels (Unwissende) sie nicht finden sollen, gibt es hier keine genaue Wegbeschreibung. Pilgerkarten gibt es im Pilgerbüro Loccum zu kaufen. Den Pilgerpass bekommst du im Kloster Loccum, im Haus der Kirche in Hameln und im Kloster Volkenroda. Am besten vorher im Kloster Loccum oder Kloster Volkenroda per eMail anfragen, ob Pilgerkarten vorrätig vorhanden sind. Oder noch einfacher, frag deinen Pfarrer oder Pastor, wenn er selbst Pilger ist hat er bestimmt einiges in seinem Büro. Im Internet gibt es ebenfalls eine Pilgerkarte als PDF Datei zum ausdrucken, diese enthält allerdings nicht die Umgebung. Diese reicht aber für den eigentlichen Pilgerweg aus. Ich bin heute im Wald bei Hämelschenburg unterwegs. Es wird eine kleine Pilgerwanderung von 5 Stunden und ich finde 11 Geocaches. Pilger legen auch heute die Entfernungen zurück, die die Menschen im Mittelalter liefen. Im Mittelalter waren das ca. 20 bis 30 Kilometer am Tag. Mehr sollte es nicht sein, weil man sich sonst kaputt läuft und am nächsten Tag möchte man ja weiter. Nur im Notfall läuft ein Pilger auch mal am Tag bis zu 50 Kilometer und macht danach für einen Tag eine Pause in einem Kloster. Da es einigen Lesern um 24 Stunden Märsche geht heißt das, das Pilger in 24 Stunden ca. 40 bis 50 Kilometer zurück legen, mehr ist es nicht und soll es auch nicht sein. Händler und Reisende im Mittelalter legten ebenfalls diese Entfernungen am Tag zurück. Der Körper durfte nicht bis zum Erbrechen geschunden werden, da man am nächsten Tag auf dem Mittelaltermarkt seine Waren verkaufen musste. Am Markttag konnten sich die Lastentiere (Pferde, Mulis, Esel) ausruhen.

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Viel zu schnell wird es im Herbst dunkel. Pilger wandern auch in der Dunkelheit, das haben die schon immer gemacht und das ist nichts besonderes. Da ich am Nachmittag los gegangen bin, bin ich in der Nacht zurück am Germanen Hellweg Ambrafurt (Hellweg = alter Handelsweg aus dem Mittelalter, Ambrafurt = Ortschaft Amelgatzen im Emmertal). Eine kleine Nachtwanderung habe ich eingeplant. Den letzten Geocache für Heute kann ich allerdings nicht mehr suchen. Warum? Zwei Männer verfolgen mich. Immer wenn ich stehen bleibe, machen die auch eine Pause. Sie halten eine Distanz von ca. 500 Metern und das seit ca. 2 Stunden. Pilger tun das nicht, die gehen aneinander vorbei, checken ab wer da Pause macht (Pilger oder Nichtpilger, man grüßt sich und bemerkt es an der Begrüßung und an den Gesten, Schurken grüßen anders oder nicht). Am Germanen Hellweg Ambrafurt, verschwinde ich aus dem Grund im Wald. Schnell finde ich eine dicke Buche und lege mich dahinter auf dem Bauch. Ich trage eine schwarze Jeans, einen schwarzen dicken Pullover und eine dunkelblaue Steppweste mit Kapuze. Mein Rucksack ist ebenfalls schwarz. So verschwinde ich in der Nacht.

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Die 2 Männer kommen näher, sie haben eine Taschenlampe dabei und ich kann sie gut sehen und ihr Gespräch hören: „Wo ist denn das Mädchen? Eben war sie doch noch da…….“ Stille, ausharren, abwarten. Die Beiden verschwinden. Leise setze ich mich im Dunkeln auf einen Baumstumpf und warte noch eine halbe Stunde ab. Dann schleiche ich langsam hinterher ohne meine Stirnlampe an zu machen. Meine Augen haben sich an die Dunkelheit gewöhnt und ich kann den Weg noch gerade so erkennen. Ich passe auf und lausche wo die Geräusche her kommen. Tiergeräusche hören sich anders an als Fußgeräusche von Menschen.

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Die Männer sind weg.

Bei so einem Verhalten hatten sie bestimmt nichts gutes mit mir vor. Das war spannend 🙂

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Bis bald im Wald

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Ein besonderer Dank geht heute an Thomas Gast und Ben Tüxen. Aus ihren Videos im Internet kann man als Waldläufer viel lernen 🙂

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Bushcrafter Jos Brech verschwunden / lost.

Bitte helft mit und teilt das Video von Vanessa Blank. Wer hat Jos Brech zuletzt gesehen und kann Hinweise geben.
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Video von Vanessa Blank:
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https://www.youtube.com/watch?v=3DjPE6gsIGw
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Bitte helft mit und teilt das Video.
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Bis bald im Wald
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04.09.2018
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Jos Brech wurde in Spanien gefunden. Dort wurde er von der Polizei verhaftet, er wird wegen Mordes an einem Kind in den Niederlanden verdächtigt. Am 05.09.2018 wird er in die Niederlande ausgeliefert.
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Keiner von uns Waldläufern wusste das er ein angeblicher Mörder sein soll. Wir sind geschockt. Mir fehlen die Worte. Ich weiß nicht was ich dazu noch sagen oder schreiben soll.
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Passt alle gut auf euch auf.

Pilgertagebuch 20.07.2013

20.07.2013
Von Uslar bis Bursfelde. Ach wie ist es im Wald so schön. Heißes Wetter ist angesagt und ich entschließe mich um drei Uhr Nachts aufzustehen um möglichst früh auf dem Pilgerweg zu sein. Die weitere Nacht verbringe ich im Wald bei Uslar. Es ist angenehm warm und als die Sonne aufgeht, zwitschern die Vögel. Rehe liegen im Kornfeld und als sie mich bemerken, rennen sie fort. Im Wald sind auch wieder überall Zisterzienserkreuze an den Bäumen. Nach beten ist mir heute eigentlich nicht aber Pilgern ohne beten ist kein Pilgern. Also fange ich einfach an. „ Lieber Gott du bist der Größte und ich bin ja so schlimm. (Warum schreib ich hier nicht).

Früh ist Vernawahlshausen erreicht und ich wunder mich, dass die Kirche um 6:30 offen ist. Nun, in so einem abgelegenem Dorf, im tiefstem Niedersachsen, schließt niemand etwas ab. Das ist dann auch bei der Kirche so. Da sie evangelisch ist, ist auch nichts drin. Kahle weiße Wände und der Altar aus Stein mit festgemauertem Eisenkreuz. Der Sakramentalschrank ( Tabernakel ) ist offen. Er ist in einer Wandnische eingelassen. Wie alle Pilger bin ich neugierig und schaue hinein. ( Jesus hat ja gesagt, lasst die Kinder zu mir kommen ). Ein großer und ein kleiner Abendmahlskelch stehen auf einem Hostienteller. Alles ist aus Ton getöpfert. In einem Fach darunter liegt eine dicke Bibel. Ich bekreuzige mich, man kann ja nie wissen was so ein Kelch macht, besser ist das.

Schön ist es hier trotzdem, weil es so ruhig ist. Ich meditiere noch ein bisschen und verlasse dann die Kirche. Kurz vor Arendsborn frühstücke ich erst einmal. Es gibt Käsestullen und Himbeeren die am Waldrand wachsen. Die Himbeeren sind voll mit Würmer. Ich schau lieber nicht so genau hin. Protein braucht der Mensch und frischer geht es nicht. Garnelen esse ich ja auch. Das Frühstück war recht üppig und ich pappsatt.

Weiter ging es nach Heisebeck und Fürstenhagen. Die Sonne kommt aus den Wolken heraus und es wird brutal heiß. Schwitzend geht es den Berg hoch und ich habe das Gefühl, das alles was ich trinke sofort wieder aus den Poren heraus kommt. Pilgern im Schweiße des Angesichts. Nach einer Weile geht der Weg wieder gerade und bergab. Es ist noch so weit bis Bursfelde, wie soll ich das bloß überstehen. Ich fange mit Rosenkranz beten an. Die einfache Variante, ohne Mysterien, betet sich schon recht gut. Die Mysterien kann ich nur mit Gebetsbuch. Vielleicht sollte ich diese über Winter mal auswendig lernen. Beim beten bin ich recht flott unterwegs und ich komme noch vor 16:00 Uhr im Kloster Bursfelde an.

Die Pilgerherberge ist eine umgebaute Scheune und in einer Ecke war auch ein Schweinestall. Jetzt ist aber alles sauber und nichts riecht mehr. Es ist alles in kleine Zellen eingeteilt. Diese Zellen sind so groß wie Pferdeboxen und wirklich gemütlich. Auf der Tenne stehen Tische und Stühle. An der Wand ist eine moderne Küchenzeile. Die Waschräume sehen ach aus wie Pferdeboxen, sind aber ganz komfortabel. Es trudeln noch andere Pilger ein. Der Herbergsvater zeigt uns alles. Im hinterem Teil der Scheune gibt es einen Bereich wo der Herbergsvater wohnt und schläft. Dieser besteht aber auch nur aus einem Zimmer und einem Büro.

Bald ist es 18:00 Uhr und Zeit für das Abendgebet (Hora) in der Klosterkirche. Die Kirche ist recht gut besucht. Eine Pastorin hält das Abendgebet und bittet alle, sich mit einem Gesangbuch im Kreis um den Altar zu stellen. Ein Pärchen bleibt erschrocken auf der Kirchenbank sitzen. Beide wollten doch nur das Kloster besichtigen. Ganz schüchtern schauen sie beim Abendgebet zu. An den Gesichtsausdrücken sieht man das sie so etwas noch nie gesehen haben. Nun werden Psalmen und Lieder aus dem Gesangbuch gebetet und gesungen.

Hunger…..
Da die Pilgerherberge für Selbstversorger ist, koche ich mir Nudeln ( habe ich im Rucksack mitgebracht, ein Geschäft gibt es hier nicht ). Wie gern hätte ich jetzt noch eine Flasche Wein. Mir bleibt aber nur Tee oder Wasser. In der Pilgerherberge gibt es keinen Fernseher, Computer und Radio. Darum setzte mich noch an die Weser und genieße den Abend. In der Pilgerherberge liegt ein Buch von Margot Käßmann, das möchte ich noch im Bett lesen. Mir fallen aber die Augen zu. Gute Nacht.