Die Nacht auf der alten Wüstung im Wald. 07.10.2023

Wildkamera Herbst 2023 / 1

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Die Nacht auf der alten Wüstung im Wald. 07.10.2023

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Heute möchte ich Tiere im Wald beobachten. Die Tiere bei uns in den Wäldern sind sehr scheu, weil es sehr viele Spaziergänger mit Hunden gibt. Den Waldtieren nachstellen ist verboten und auch zu anstrengend. Ich lasse die Tiere auf mich zu kommen. An den Tierspuren und Wildwechseln (Tierwege im Wald) kann ich erkennen wo die Tiere ungefähr sind.

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Auf geht’s mit Rucksack packen. Essen und Trinken für die Nacht. Frühstück für den nächsten Morgen wird ebenfalls mit eingepackt. Fernglas und Wildkamera mit gutem Nachtsicht Modus. Mülltüte, Taschentücher, Wolldecke und eine dünne Evazote Isomatte. Ein Rotlicht, eine Stirnlampe und eine weitere Taschenlampe für einen eventuellen Rückweg in der Dunkelheit. Ein Smartphone das auf lautlos gestellt wird. Mein Fahrtenmesser muss auch noch mit, man kann ja nie wissen wozu es gut ist. Mehr kommt nicht mit, denn ich muss ja alles in den Wald hinein tragen. In der Nacht soll die Temperatur auf 11 Grad Celsius fallen. Gut, dann kommt noch eine dicke Winterjacke mit und eine Mütze stecke ich in die Jackentasche. Reißverschluss zu. Jacke und Isomatte werden außen an den Rucksack gebunden.

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In das Auto kommen vorsichtshalber noch ein Schlafsack, Kissen und Decken. Campingkocher, Essen für den nächsten Tag und Wasser. Badezeug und Handtuch.

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17 Uhr.

Ich fahre los zu einem Wanderparkplatz am Waldrand. Zu Fuß geht es weiter durch den Wald zu einer alten Wüstung. Die Wüstung ist ein aufgegebener und verlassener Weiler mitten im Wald. Heute steht hier eine Bank und ein Hochsitz mit Dach. Der Hochsitz hat innen Stehhöhe, eine Fläche von 1 mal 1 Meter und ein Holzbrett von 1 Meter als Sitzbank. Die Rückseite ist komplett mit Brettern zu gemacht. Vorn und an der rechten Seite sind die Bretter nur auf halber Höhe. Links ist der Hochsitz bis zur Hälfte mit Brettern zu. Der Eingang mit der Leiter ist offen. Im Hochsitz hängt ein Stück raschelfreie, olivgrüne Plane mit Schnur. Passende Haken um die Plane aufzuhängen und einen Haken für eine Lampe gibt es auch. Rechts vorne ist noch ein kleines Brett angebracht, das als Tischchen dient. Alles ist sehr massiv gebaut und hoch. Hier kommt kein Wildschwein oder Wolf hoch und ich bin hier oben sicher. Die alte Wüstung kann ich von hier oben gut überschauen. Die Wildkamera hänge ich unten am Pfosten des Hochsitzes auf. Es ist kein besserer Platz zu finden. Die Temperatur beträgt 20 Grad Celsius. Wolken ziehen auf und es ist windig.

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18 Uhr.

Ich war ein wenig im Wald unterwegs. Jetzt wird es dunkel und ich mache es mir auf dem Hochsitz bequem. Esse und trinke etwas. Es passiert nichts. Alles ist ruhig. Vom Hochsitz aus kann ich den Forstweg sehen der in einiger Entfernung vorbei führt. Mich kann man nicht sehen, Büsche und Bäume tarnen den Hochsitz. In der Dämmerung sind noch 2 Wanderer unterwegs.

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20 Uhr.

Alles ruhig nur ein Waldkauz ruft. Die Isomatte liegt auf dem Holzbrett. Es sind immer noch ca. 18 Grad Celsius aber finstere Nacht und düster. Ich sehe nichts mehr. Was jetzt passiert wird nur noch von der Wildkamera aufgezeichnet. Ich rolle mich auf dem 1 Meter Brett zusammen und decke mich mit der Decke zu. Dann schlafe ich ein.

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23 Uhr.

Bum – Bum, zwei Schüsse hallen durch die Nacht. Ich bin sofort wach. Jäger sind im Wald unterwegs und haben ein Tier geschossen. Bum, ein Schuss aus einer anderen Richtung, ein weiteres Tier wurde geschossen. Jetzt geht es los. Die Tiere werden in meine Richtung flüchten. Ich kann sie hören. Dann ist wieder alles ruhig.

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24 Uhr.

Ein Auto fährt auf dem Forstweg durch den Wald. Das können nur Förster oder Jäger sein. Am Forstweg gibt es eine Schranke mit Schloss. Jetzt ist wieder Ruhe. Es ist kalt geworden, ich ziehe meine Winterjacke an und setzte die Mütze auf. Danach rolle ich mich wieder auf dem Holzbrett zusammen und decke mich mit der Decke zu. Inzwischen prasselt Regen auf das Dach vom Hochsitz. Ich kann einen Rehbock hören und danach höre ich das grunzen der Wildschweine. Es ist so dunkel, das man nichts mehr sehen kann. Die Wildkamera wird alles aufzeichnen. Ich schlafe wieder ein.

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4 Uhr früh. 08.10.2023.

Vor Kälte wache ich auf. Hätte ich doch den Schlafsack mitgenommen. Ich trau mich nicht vom Hochsitz runter. Unten kann ich die Wildschweine hören. Bei Kälte muss man öfter auf Toilette, was nun. Vorsichtig hocke ich mich außen auf die Leiter und pinkel durch die Sprossen nach unten. Der Regen wäscht alles weg. Dann schnell wieder rein in den Hochsitz. Ich mache Kniebeugen und Gymnastik bis mir wieder warm ist. Wickel erst die Decke um mich herum, roll mich in die Isomatte ein und rolle mich dann auf dem 1 Meter Holzbrett zusammen. So kann ich mich warm halten und schlafe wieder ein. Das wiederhole ich noch 2 mal in der Nacht um meinen ausgekühlten Körper wieder aufzuwärmen. Die Temperatur ist auf 8 Grad Celsius gefallen.

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Blaue Stunde.

Ein Rotkehlchen singt im Baum neben dem Hochsitz. Das tut es eine Stunde vor Sonnenaufgang. Ich bleibe noch eingerollt in meiner Isomatte liegen und lausche dem Gesang. Dann ruft der Eichelhäher, einen Mäusebussard, Meise und Amsel kann ich hören. Baumläufer (Vogelart) huschen an den Stämmen nach oben und rufen. Es hat aufgehört zu regnen ist aber noch bewölkt und dämmerig. Es ist kalt, es folgen wieder Kniebeugen und Gymnastik auf dem Hochsitz um mich aufzuwärmen. Dann roll ich mich wieder ein.

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8 Uhr früh.

Die Sonne ist aufgegangen. Alle Sachen werden in den Rucksack gepackt und der Hochsitz ordentlich verlassen. Ich möchte ja wiederkommen dürfen. Die Wildkamera wird ausgeschaltet und eingepackt. Ich wander durch den Wald zu einem See. Auf dem Smartphone kann ich sehen was in Israel passiert ist. Terror der Hamas, Zivilisten wurden entführt und ermordet. Das ist der Horror, sehr schlimm und schrecklich. Es ist ein Schock der erst einmal verdaut werden muss. Warum? Mord und Gewalt an unschuldigen Zivilisten. Warum?

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10 Uhr früh.

Die Sonne wärmt und am See treffe ich ein paar mir bekannte Hippies. Planen und Isomatten werden auf die nasse Wiese gelegt und darauf Decken. So lagern wir trocken auf der Wiese am See.

Wir frühstücken zusammen. Jeder der kommt hat etwas essbares dabei.

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12 Uhr.

Es sind 20 Grad Celsius. Wir sammeln im Wald am See Pilze, Esskastanien und Kräuter. Danach machen wir es uns wieder gemütlich auf unserem Lagerplatz am See, ziehen uns aus und gehen ausgiebig baden. Wir haben uns alle noch nicht gewaschen und ein ausgiebiges Bad im See tut uns gut. Wir waschen uns mit saponinhaltigen Pflanzen die am See wachsen. Im ersten Moment ist das Wasser echt kalt aber dann geht es. In der Sonne wärmen wir uns wieder auf.

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Nachmittag.

In der Sonne liegen, baden, essen, über Kräuter und deren Wirkung fachsimpeln. Welche Pflanzen im Wald kann man essen und wie bereitet man sie am besten zu. Hippie Gespräche über das aktuelle Verhalten der Menschen und das wir alle gegen Krieg und Gewalt sind.

Peace, Friede, Schalom.

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18 Uhr.

Es wird schattig und kühl. Alles wird eingepackt und aufgeräumt. Beim nächsten Sonnenschein will man sich wieder hier treffen. Pilze und Kräuter sammeln. Dann verschwindet jeder in eine andere Richtung. Ich wander zurück zum Wanderparkplatz und fahre nach Hause. Es wird spannend was die Kamera alles aufgenommen hat. Ist ein tolles Foto dabei? Oder ist alles verwackelt und verschwommen?

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Bis bald im Wald.

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Ergebnis Wildkamera: 2 Frischlinge / Wildschweine.

Die Wildsau habe ich nur einmal gesehen. Das war ein riesiges Monsterschwein. In der Nacht muss eine ganze Rotte Wildschweine in der Nähe gewesen sein. Ich habe die Schweine zu unterschiedlichen Uhrzeiten mehrfach laut grunzen hören.